Der 1. Weltkrieg
und meine Familie
Ermsleben, den 2. August 1914
Lieber Sohn!
Die Würfel sind umgefallen, die
Mobilmachung ist beschlossen,
die Kriegserklärung wird nicht
ausbleiben. Es ist ein schwerer
Schicksalsschlag für das ganze
deutsche Volk. Nun, es musste
doch mal kommen, so muss
nun ein jeder, der dazu berufen
ist, sich in sein Schicksal fügen.
Nun lieber Sohn! Da du nun
wohl Dienstag zur Armee mußt,
so leg Dein Schicksal in Gottes
Hand, wir geben Dir, ich, die
Mamma und Schwester Ella,
die besten Glück und
Segenswünsche mit auf Deinem
schweren Weg, möge Gott Dir
beistehen und Dich vor schwerer
Krankheit, schwerer Verwundung
oder gar Tod bewahren, denn alles
barmen und Tränen vergießen so
sehr wir auch vergossen haben,
Dir nicht retten. Also lieber Sohn!
Geh mit frischem frohen Mut mit
Deinen Kriegs und
Leidensgefährten in den Krieg.
Jedem steht sein Schicksal in
Gottes Hand und geh nun mit
Gottvertrauen und unseren
Segenswünschen in den Krieg.
Das es ein schrecklichen Kampf
geben wird auf Leben und Tod, ist
vorauszusehen. Das deutsche Volk setzt
ihr ganzes Vertrauen auf die deutsche
Armee und auf Gott.
Lieber Sohn! Wir hofften, dass Du uns
nochmals besuchen würdest und Deine
Sachen hierher brächtest, aber die Zeit ist
wohl zu kurz, wir erwarten Dir schon
heute Mittag.
Lieber Sohn! Wenn Du im Felde bist, laß
uns von Zeit zu Zeit ein paar Zeilen durch
die Feldpost zukommen.
Wenn dies der letzte Brief sein sollte, so
bewahre ihn bis an Dein Lebensende und
gilt als Abschiedsgruß. Nun sei nochmals
herzlich gegrüßt und geküsst von
Deinen Dich liebenden Eltern und Deiner
Schwester Ella, auch Pauline nebst ihrer
Familie lässt Dir ein herzliches Lebewohl
sagen und wünscht Dir viel Glück und
Gesundheit.
Zum Schluß nochmals die herzlichsten
Glück und Segenswünsche auf Deinem
schweren Gang
von
Deinen Dich liebenden Eltern und
Schwester Ella
Deine Büttner
Entschuldige die schlechte Schrift, ich
bin zu aufgerecht.
Seite1
Seite4
Seite2
Seite 3
aktualisiert am 22.02.2015