Der 1. Weltkrieg
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und meine Familie
aktualisiert am 22.02.2015
                                                                                 Berlin W 35 den 30. Juli 14 Liebe Eltern! Ich habe von Euch längere Zeit nichts gehört und darf wohl annehmen, dass es Euch gut geht. Insbesondere hoffe ich, dass der Vater nunmehr von seiner Krankheit wieder völlig hergestellt ist und seine gewohnten Spaziergänge in bester Stimmung machen kann.              Hier in Berlin ist es in den letzten Tagen sehr hoch hergegangen. Augenblicklich ist die Lage sehr ernst und die Erregung sehr groß. Ein Extrablatt jagt das andere. Man spricht hier noch von Krieg und hält den letzteren für unvermeidlich. Am letzten Sonnabend, als bekannt wurde, dass die Serben die Bedingungen Österreichs abgelehnt hatten und dass Österreich nunmehr Ernst machen würde stiegen die Wogen der Begeisterung ins Grenzenlose. Eine solche Begeisterung hätte ich den Berlinern gar nicht zugetraut, ich habe derartige große nationale Kundgebungen wie sie hier in der Sonnabend Nacht und am Sonntag Nachmittag stattfanden, noch nicht gesehen. In allen Lokalen war große Begeisterung und die Musikkapellen spielten nur nationale Lieder. Das hielt bis 3 Uhr morgens ununterbrochen an.               Wie gesagt herrscht augenblicklich eine sehr erregte  Stimmung da man jeden Augenblick den Befehl zur Mobilmachung der gesamten Armee erwartet. Heute Nachmittag zwischen 2-3 Uhr war bereits durch Extrablätter die Nachricht von der Mobilisierung der gesamten Heeresmacht verbreitet. Diese Meldung wurde aber durch die Regierung nach einer halben Stunde widerrufen. Es kam sofort zu    Seitlich: per Drucksache lasse ich Euch das heutige „8 Uhr Abendblatt“ zugehen.